Piccolo-Heckelphon

3. Januar 2019 By Comments Off

Aufbau

Das Piccolo-Heckelphon ähnelt dem normalen Heckelphon sehr, zeichnet sich jedoch durch eine deutlich kleine Größe aus. Zudem ist es aus einem Stück hergestellt, bei dem nur der Schallbecher abnehmbar ist. Zusätzlich weist es eine deutlich weitere, konische Bohrung sowie deutlich größere Tonlöcher auf. Das Rohr ähnelt dem der Oboe, ist jedoch viel kleiner. Das Piccolo-Heckelphon steht in F und verfügt über einen Tonumfang von e’ bis a’’’. Ein Instrument, das dem Piccolo-Heckelphon sehr ähnelt, ist die Heckel-Müsette. Das Instrument, das in F steht, verfügt über einen Tonumfang von f’ bis g’’’ und klingt etwas weicher als das Piccolo-Heckelphon.

Geschichte

Bereits Johann Sebastian Bach sehnte sich seinerzeit nach einem Blasinstrument, das in der höchsten Lage einen kräftigen, klangvollen Ton hat, da sowohl die Oboe als auch die Klarinette und die Piccolo-Flöte hier deutliche Defizite aufwies. Doch ein passendes Orchesterinstrument hat zu jener Zeit noch nicht existiert.

Erst sehr viel später wurde auf Anregung von Richard Strauss das Piccolo-Heckelphon – als Weiterentwicklung des Heckelphons – entwickelt.

Eingesetzt wurde das Piccolo-Heckelphon 1909 bei Richard Strauss‘ Erstaufführung von Bach’s Zweitem Brandenburgischen Konzert in der Königlichen Kapelle in Berlin. Strauss kritisierte bei bisherigen Aufführungen dieses Stücks immer wieder den Einsatz der hohen F-Trompete, die in Bach’s Originalstimme angedacht war. Im „Berliner Börsen-Kurier“ schrieb er, dass diese zum einen nicht die gewünschte Höhe erreichen würde und zudem grundsätzlich viel zu laut und grell sei für das zarte Kammermusikwerk. Strauss setzte daher für die hohen Stellen der Trompetenstimme fortan das Piccolo-Heckelphon ein und ließ die F-Trompete im letzten Satz sogar vollständig durch das Piccolo-Heckelphon ersetzen, um der gewünschten Klangvorstellung Bachs möglichst nahe zu kommen.

Richard Strauss ging zu damaliger Zeit sogar davon aus, dass das Piccolo-Heckelphon aufgrund seiner einfachen Spielbarkeit und hervorragenden Eigenschaften schon „bald zu einem der unentbehrlichsten Orchesterinstrumente“ werde. Tatsächlich konnte sich das Instrument im Orchester jedoch nicht durchsetzen. Das Piccolo-Heckelphon wurde lediglich 21 Mal gebaut. Das letzte, produzierte Instrument wurde 1955 gefertigt.

2024 wurde das Piccolo-Heckelphon im Zuge des Heckelphon-Fesivals  zusammen mit dem etwas größeren Terz-Heckelphon bei den Richard Strauss Tagen in Garmisch-Partenkirchen vorgeführt und ausgestellt.

Verwendung in der Musik

Zum Einsatz kam das Piccolo-Heckelphon vor allem bei Richard Strauss, der ein großer Enthusiast des Instruments war. So setzte er es unter anderem bei der Aufführung des zweiten Brandenburgischen Konzerts von Johann Sebastian Bach im letzten Satz anstelle der nicht ausreichenden F-Trompete ein.

Auch der Königliche Hofkapellmeister Prof. Dr. Schlar, der an der Wiesbadener Oper tätig war, ließ das Instrument in den Opern „Fidelio“, „Siegfried“ und „Tristan und Isolde“ einsetzen.