Fagott

3. Januar 2019 By Comments Off

Aufbau

Das Fagott ist etwa 1,35 m hoch und besitzt 19 serienmäßige Tonlöcher sowie bis zu neun weitere Tonlöcher, die der Regulierung der Intonation und Spielbarkeit des Instruments dienen.

Das Instrument setzt sich aus insgesamt vier Teilen zusammen, die meist aus Ahornholz gefertigt werden: dem Schallstück (Kopf), der Röhre, dem Flügel und dem Stiefel (Doppelloch). Am Flügel wird der S-Bogen angebracht, auf den das Mundstück, ein Doppelrohrblatt, gesteckt wird. Der S-Bogen kann aus verschiedenen Metallen und Legierungen bestehen, wie etwa Gold, Silber, Nickel oder Platin. Das Doppelloch besteht aus zwei parallel zueinander liegenden Bohrungen, die am unteren Ende durch ein U-förmiges Messingrohr miteinander verbunden sind. Am Doppelloch befindet sich auch ein Handhalter für die rechte Hand, der dem Fagottisten beim Spielen als Stütze dient.

Das Fagott kann sowohl im Stehen als auch im Sitzen gespielt werden, wobei das Instrument stets diagonal vor dem Körper gehalten wird. Die Tonerzeugung erfolgt durch das Doppelrohrblatt, welches aus Pfahlrohr besteht. Hierbei bringt die Luft, die in das Instrument geblasen wird, die beiden Rohrblätter in Bewegung, sodass die Luftsäule innerhalb des Instruments zu schwingen beginnt. Durch die einzelnen Tonlöcher, die beim Spielen mit Hilfe von Fingern und Klappen abgedeckt werden, kann die Länge der schwingenden Luftsäule reguliert und somit die Tonhöhe bestimmt werden. Doppelrohrblätter werden in der Regel von den Fagottisten selbst hergestellt und können rund drei bis zehn Wochen lang gespielt werden. Schon kleinste Veränderungen in der Wahl des Holzes oder der Dicke des Materials haben große Veränderungen in Klang und Spielbarkeit zur Folge.

Das Fagott erzeugt einen allgemein runden und klaren Ton. In der Tiefe klingt es vor allem voll und in der Höhe nähert er sich einer zarten Tenor-Stimme.

Geschichte

Der Name Fagott lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückdatieren. Hier tauchte er erstmals im Altfranzösischen als fagot auf, was Bündel oder Reisigbündel bedeutet. Es ist darauf zu schließen, dass das Fagott nach dessen Aufbau bezeichnet wurde, da die einzelnen Instrumententeile zusammengelegt werden konnten wie ein Bündel. Im Italienischen ist der Begriff fagotto mit der gleichen Bedeutung erst um das Jahr 1500 nachzuweisen. Einer der frühesten Belege für das deutsche Fagott ist in einem Inventar der Musikinstrumente aus dem Jahre 1566 zu finden. In diesem Inventar sowie in den Beschreibungen des Komponisten und Gelehrten Michael Praetorius wurde der Fagott stets mit männlichem Artikel bezeichnet. Erst ab dem 19. Jahrhundert hat sich im bürgerlichen Sprachgebrauch immer mehr die Bezeichnung das Fagott durchgesetzt. Heute sind beide Bezeichnungen anwendbar.

Der Vorläufer heutiger Doppelrohrblattinstrumente ist der im 16. Jahrhundert allgemein gebräuchliche Basspommer, auch Bombardo oder Bombarde genannt. Hierbei handelt es sich um ein acht Fuß langes Holzblasinstrument mit Doppelrohrblatt aus der Familie der Schalmeien. Der Pommer besteht aus einer langen, geradeaus gerichteten Holzröhre mit stark konischer Bohrung, die ihm einen harten Klang verleiht. Zudem verfügt er über eine Schallstürze sowie neun Tonlöcher, von denen mindestens ein Tonloch mit Klappen verdeckt ist. Der Tonumfang des Basspommers reicht von C bis h. Dieses Instrument, das nach und nach verdrängt wurde, gilt bis heute als Urtyp des Fagotts.

Neben dem Basspommer entwickelte sich das Fagott jedoch vor allem aus dem Dulzian, auch Dolcian genannt. Der Dulzian besteht, anders als der Pommer, aus einem langen Doppelloch-Holzstück mit zwei nebeneinanderliegenden Luftkanälen, ähnlich wie beim Stiefel des heutigen Fagotts. Auf der Seite der Bassröhre befindet sich zudem meist noch ein kurzer, sehr weit gebohrter Schalltrichter, dessen Ende für gewöhnlich zur Klangdämpfung mit Hilfe einer gelochten Schallkapsel verschlossen ist. Wie der Name schon verrät, klingt der Dulzian anlässlich seiner sanft ansteigenden Bohrung edler und runder als der Basspommer (italienisch dolce – süß). Auch seine Tonfarbe ist gedeckter und anpassungsfähiger als die des Basspommers, wodurch er in der früheren Instrumentalmusik zu Beginn des 17. Jahrhunderts bevorzugt wurde. Der Tonumfang des Dulzians entspricht dem des Basspommers, wobei er in der Höhe das d’, unter Umständen sogar das g’ erreichen kann. Als Verbindungsstück zwischen Instrumentenkorpus und Mundstück dient eine gebogene, konische Metallröhre, die dem heutigen S-Bogen gleicht. Da das Rohrmundstück nicht schattierungsfähig ist, gleicht der erzeugte Ton viel mehr einem Schnarren, Summen oder Surren. Bis heute gilt der Dulzian als direkter Vorgänger des Fagotts.

Die Entwicklung vom Dulzian zum heutigen, vierteiligen Fagott erfolgte in mehreren Schritten und war erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vollbracht. Hintergrund dieser Veränderung war nicht nur die Tatsache, dass geteilte Instrumente von Musikern leichter zu transportieren waren, sondern vor allem, dass Bohrungen in kürzeren Holzstücken präziser erfolgen konnten. Während der Dulzian noch mit zwei Klappen versehen war, verfügte das erste Fagott bereits über eine F-, eine D- und eine C-Klappe. Das spätere Hinzufügen einer Gis-Klappe legte das Fundament für die heutige Handhaltung beim Spielen des Instruments.

Auch im 18. Jahrhundert wurde das Fagotts stetig weiterentwickelt und in seiner Qualität verfeinert. Es wurden weitere Klappen, wie die F-, As- und Es-Klappe hinzugefügt, sowie die spätere Bindeklappe entwickelt, wodurch das h’, c’’, cis’’, d’’ und dis’’ erreicht werden konnte. Das Fagott hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen festen Platz im Orchester eingenommen und war zu einem gern gehörten und unentbehrlichen Bestandteil geworden.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Instrumentalmusik immer weiter perfektioniert. Dies führte zu einer immer stärkeren Besetzung der Orchester, aber auch zu stetig wachsenden Anforderungen an die Musiker und höheren Ansprüchen an die Instrumentenmacher. Zudem war diese Zeit geprägt von einem allgemeinen Vertrauen in den Fortschritt und es wurde begonnen, auf wissenschaftlicher Grundlage Untersuchungen im Bereich der Akustik anzustellen. Es folgte ein stetiges Experimentieren und Testen, mit dem Ziel, das perfekte Fagott zu konstruieren.

Diesem Unterfangen widmeten sich vor allem die Instrumentenmacher Carl Almenräder und Johann Adam Heckel, die 1831 ihre gemeinsame Firma, die J.A. Heckel und Carl Almenräder Fagott-Fabrik, gründeten. Sie revolutionierten die Bauweise des Fagotts mit dem sogenannten Heckel-System, das bis heute weltweit bei nahezu allen Fagotten und Fagottherstellern Verwendung findet.

Das Hauptaugenmerk Almenräders und Heckels lag auf der gleichmäßigen Klangstärke und Reinheit der Töne, was durch eine maßgebliche Veränderung der Bohrung und der Klappenmechanik erreicht wurde. Wesentliche Errungenschaften des Heckel-Almenräder-Fagotts waren zudem der große, gleichmäßige Ton, eine leichte und bestimmte Ansprache, sowie der fast vier Oktaven umspannende Tonumfang.

Eine weitere, grundlegende Veränderung an ihrem Fagott war zudem der sogenannte Abguss am Doppelloch. Dort befand sich zuvor ein Korkverschluss, der beim Reinigen sehr hinderlich war. Er wurde durch ein im Halbkreis gebogenes, auf eine Platte gelötetes Abgussrohr getauscht, das wie ein Schieber ein- oder ausgeschoben werden konnte. Darüber hinaus wurde am Doppelloch eine B-Klappe angebracht, mit dem Ziel, ein gutes Klappen-B zu erhalten. Auch das Anbringen einer Kontra-H-Klappe sowie einer tiefen Cis-Klappe gehörten zu Almenräders und Heckels Erneuerungen. Darüber hinaus wurde das tiefe F-Loch verlegt und der sogenannte E-Deckel eingeführt. Dieses grunderneuerte Fagott erregte zu damaliger Zeit großes Aufsehen, vor allem, da es in der Tiefe chromatisch bis zum Kontra-B ging und somit alle anderen, damals im Gebrauch gewesenen Fagotte einfachen Systems übertraf und verdrängte.

Auch Johann Adam Heckels Nachfolger, sein Sohn Wilhelm Heckel, machte es sich zur Aufgabe, das Fagott stetig zu verbessern und zu erneuern. Dies gelang ihm vor allem durch eine Änderung des Konus des Instruments, wodurch ein gesangvoller Klang über den ganzen Umfang des Fagotts erreicht wurde.

Die Mängel, die das Fagott seit Beginn des 19. Jahrhunderts gegenüber anderen Holzblasinstrumenten, wie der Oboe, Flöte oder Klarinette, aufwies, waren durch die Änderung des Konus, das Anbringen einer neuen Klappenmechanik und das Verlegen von Tonlöchern endgültig beseitigt. Somit erfüllte das Fagott erstmals alle Anforderungen großer Musiker und Komponisten, wie auch die Richard Wagners. Dieser äußerte sich zum neuen Heckel-Fagott mit folgenden Worten:

„Es sind mir nie bessere und schöner klingende Fagotte als die Heckel’schen Fagotte vorgeführt worden.“
– Richard Wagner 1879 in Bayreuth

Auf Anregung Richard Wagners hin fühlte sich Wilhelm Heckel veranlasst, das Fagott auch bis zum Kontra-A zu bauen. Es gelang ihm somit, seine Fagotte auf die gleiche Stufe der Vollkommenheit zu stellen, wie die übrigen Holzblasinstrumente des Orchesters.

Ab 1889 begann Wilhelm Heckel schließlich, die Bohrung von Flügel und enger Röhre des Stiefels von Fagotten mit Kautschuk auszufüttern. Dieses Material verhinderte, dass durch das Spielen erzeugte Feuchtigkeit in die Holzporen der Bohrung eindringt und das Instrument von innen zu faulen beginnt. Zudem erzeugte Kautschuk eine spiegelglatte und porendichte Innenwandung, was eine einfache Ansprache sowie glanzvolle Töne ermöglichte.

Weitere Fagott-Arten

Neben dem herkömmlichen Fagott existieren auf dem heutigen Markt noch einige weitere Arten dieses Instruments. Sie sind in ihrer Größe wesentlich kleiner und klingen dementsprechend höher. Sie werden vor allem von Kindern oft als Einstiegsinstrument zum Erlernen des Fagottspielens verwendet. Das Fagottino ist das kleinste Fagott. Es steht in C und klingt eine Oktave höher als das normal gebräuchliche Fagott. Das Pikkolo-Fagott, auch Alt-Fagott oder Tenor-Fagott genannt, steht in G und klingt dementsprechend eine Quinte höher als das gewöhnliche Fagott. Das Quartfagott hingegen steht in F und klingt eine Quarte höher als das normale Fagott. Das Quintfagott, auch Doppelfagott genannt, steht auch in F, klingt jedoch eine Quinte tiefer als das herkömmliche Fagott. Diese Fagott-Art war insbesondere im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts öfter im Orchester vertreten.

Verwendung in der Musik

Aufgrund seiner Charaktereigenschaften kann das Fagott in der Musik vielseitig eingesetzt werden. So kommt es sowohl in Solowerken als auch in der Kammermusik sowie im Orchester zum Einsatz. Hierbei kann das Fagott sowohl die Funktion einer Melodiestimme als auch die eines Generalbasses übernehmen. Es wird zudem oft bei ernsten, getragenen Passagen verwendet, aber auch humoristisch eingesetzt, beispielsweise beim Staccato.

Bereits im 17. Jahrhundert entstanden erste Solowerke, die für Fagotto vorgesehen waren, jedoch meist noch vom Dulzian gespielt wurden. In der Barockzeit wurden dann erste Solosonaten ausschließlich für Fagott komponiert, wie die Sonate in f-Moll von Georg Philipp Telemann. Vor allem Antonio Vivaldi komponierte eine Vielzahl von Solowerken, insbesondere für das Barockfagott. In der Klassik ging die Anzahl neuer Fagottsonaten stetig zurück und die Komposition von Konzerten trat in den Vordergrund. Zu dieser Zeit entstanden unzählige Fagottkonzerte, wie das Fagottkonzert F-Dur (1811) von Carl Maria von Weber oder auch das Fagottkonzert B-Dur (1774) von Wolfgang Amadeus Mozart. Auch im 20. Jahrhundert wurden viele Werke für Fagott komponiert, insbesondere von Richard Strauss oder Paul Hindemith. Zu dieser Zeit entstand unter anderem das Duett-Concertino F-Dur (1947) für Klarinette, Fagott und Streichorchester von Strauss oder die Sonate für Fagott und Klavier (1938) von Hindemith.

Neben Solowerken findet das Fagott vor allem auch in der Kammermusik Anwendung und übernimmt hierbei vor allem die Funktion des Basses. So kommt das Fagott beispielsweise in Ludwig van Beethovens Septett (1799), Giuseppe Cambinis Trois Quintetti Concertans (1802) oder Franz Schuberts Oktett (1824) zum Einsatz.

Im Orchester wird das Fagott hauptsächlich als Generalbassinstrument verwendet. Während Johann Sebastian Bach das Fagott im Barockorchester auch in Verbindung mit zwei Oboen als solistisches Trio einsetzt, übernimmt das Instrument in der Wiener Klassik hingegen viel mehr eine reine Bassfunktion. In dieser Funktion tritt es unter anderem bei Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven auf. Darüber hinaus erlangte das Fagott auch bei italienischen Opern, beispielsweise von Giuseppe Verdi und Gaetano Donizetti, große Bedeutung. Auch Komponisten wie Richard Wagner und Richard Strauss, die eine enge Verbindung zum Hause Heckel teilten, haben das Fagott im 20. Jahrhundert immer wieder mit Begeisterung in ihren Werken eingesetzt.

Sonstiges

Seit 2010 kürt der Landesmusikrat Berlin in Kooperation mit dem Landesmusikrat Schleswig-Holstein einmal jährlich ein Musikinstrument zum Instrument des Jahres. Das Ziel dieser Ernennung besteht darin, Interesse an den ausgewählten Musikinstrumenten zu wecken und diesen zu mehr Popularität zu verhelfen. 2012 haben die beiden Landesmusikräte das Fagott zum Instrument des Jahres gewählt. Begleitet wurde die Ernennung von einer Vielzahl von Konzerten, Kursen, Workshops und anderen Veranstaltungen.